Paralympics in Rio - beeindruckende Leistungen

Paralympics in Rio - beeindruckende Leistungen

Die Paralympics in Rio de Janeiro sind beendet. Wir haben viele top Leistungen gesehen und eine super Stimmung mit brasilianischem Temperament und Salsatänzen erleben dürfen! So konnten die Paralympics die Menschen nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einem neuen Zuschauerrekord und vielen Emotionen begeistern. Nun blicken wir stolz zurück auf elf ereignisreiche Tage, aus denen die bayerischen Athleten mit sieben Mal Edelmetall nach Hause fahren dürfen.

Für Deutschland gab es insgesamt 18 Mal Gold, 25 Mal Silber und 14 Mal Bronze und somit den 6. Rang in der Gesamtwertung.
"Es waren beeindruckende Paralympics mit grandiosen Sportlern. Auf jeden einzelnen können wir als BVS sehr stolz sein!", freut sich Diana Stachowitz, Präsidentin des BVS.
Die Leistungen der bayerischen Athleten im Überblick:
2x Gold:
  • Daniel Scheil, Kugelstoßen
  • Michael Teuber, Zeitfahren Straße

4x Silber:
  • Denise Schindler, Zeitfahren Straße
  • Rollstuhlbasketball-Damen mit Laura Fürst und Johanna Welin
  • Reit-Equipe mit Elke Philipp auf Regaliz
  • Max Weber, Straßenrennen mit Handbike

1x Bronze:
  • Denise Schindler, Straßenrennen

DANIEL SCHEIL
Am dritten Wettkampftag durfte Daniel Scheil (43, BVS Weiden) über die erste Goldmedaille für Bayern jubeln. Er stößt die Kugel 11,03m weit - seine Saisonbestleistung - und ist damit für die Konkurrenten nicht einzuholen. Und das obwohl eigentlich Diskus- und Speerwurf aus dem Rollstuhl seine stärksten Disziplinen sind!
«Das war heute mein Tag! Ich werde das jetzt nur noch genießen.»
Daniel Scheil brach 2008 von einer Sekunde zur nächsten beim Bäcker zusammen und lag danach einen Monat lang im Koma. Der Sauerstoffmangel bewirkte eine Reihe von Folgeerkrankungen, seit 2010 sitzt er im Rollstuhl.
Der für den BVS Weiden in Bayern startende Sachse wohnt in einem kleinen Dorf, in dem ihm nach eigenen Angaben irgendwann so langweilig wurde, dass er im Internet nach einer Beschäftigung suchte und dabei auf die Geschichte der Paralympics-Siegerin Birgit Kober stieß. Er rief sie einfach an - und kam so 2011 zum Behindertensport.
MICHAEL TEUBER
Er hat ein Stück paralympische Geschichte geschrieben: Michael Teuber (48, BSV München) gewann in Rio seine fünfte Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen!
Er siegte im Zeitfahren in der Klasse C1 mit 27:53,98 Minuten deutlich vor dem Kanadier Ross Wilson (28:47,34). Teuber gewann das Zeitfahren damit nach 2008 und 2012 zum dritten Mal in Folge.
Seit einem Autounfall 1987 ist Teuber inkomplett querschnittgelähmt. Gegen die Prognose der Ärzte schaffte er es nach zwei Jahren weitgehend auf den Rollstuhl verzichten zu können. Seit 1997 trainiert er professionell auf dem Rennrad. Wenn er nicht grade selbst im Sattel sitzt ist Teuber als Landestrainer Paracycling aktiv. Bei einem Mountainbike-Unfall 2014 brach er sich das Bein und musste umso härter kämpfen, um in Rio wieder fit zu sein - mit Erfolg!
DENISE SCHINDLER
Für Denise Schindler (30, BSV München) starteten die Wettkämpfe in Rio mit einer herben Enttäuschung. In der Einzelverfolgung über 3000-m wurde sie disqualifiziert, da sie angeblich zu lange im Windschatten ihrer Konkurrentin Megan Giglia aus England gefahren war.
Damit setzte sie alle Hoffnung auf das Zeitfahren im Straßenrennen - und konnte dort ihr Können dann so richtig unter Beweis stellen! Mit einer Zeit von 30:18,99 Minuten sicherte sie sich einen verdienten zweiten Platz, knapp hinter der Niederländerin Alyda Norbruis (29:46,51). Damit konnte sie an ihren Erfolg aus London 2012 anknüpfen; auch dort holte sie Silber im Straßenrennen.
"Wie habe ich das denn gemacht? Die Liebe hat mich durch das Rennen gepusht. Nach dem Drama auf der Bahn ist das jetzt ein Geschenk für mich. Das ist die Erlösung", so Schindler nach dem Rennen.
MAX WEBER
Max Weber (52, TSV Obergünzburg) fuhr in der Klasse H3 knapp an einer Goldmedaille vorbei. Er wurde mit Silber belohnt - ebenfalls ein riesiger Erfolg! Bei seiner fünften Teilnahme holte er damit seine dritte Paralympics-Medaille; nach Gold mit dem Renn-Rollstuhl (1996) und Platz zwei auf der Straße (2008).
ERICH WINKLER
Man könnte ihn fast als Pechvogel der Paralympics bezeichnen oder doch besser als "Hero de Janeiro": Erich Winkler (48, TV Geisenhausen). Bereits in der 3000-m-Verfolgung löste sich seine Prothese vom Pedal und er konnte nicht mehr richtig treten. Doch er bekam eine zweite Chance alleine gegen die Zeit, wo er sich einen Finalplatz sichern konnte. Bei der Fahrt um Bronze musste er sich jedoch mit dem undankbaren vierten Platz geschlagen geben.
Und auch im Zeitfahren auf der Straße rutschte er knapp an einer Medaille vorbei.
ROLLSTUHLBASKETBALL-FRAUEN
Die Rollstuhlbasketball-Frauen, mit Laura Fürst (25) und Johanna Welin (30) vom RBB München, sind nach ihrem Goldmedaillenerfolg 2012 in London als Titelverteidiger an den Start gegangen - natürlich mit dem Ziel, den Erfolg von damals zu wiederholen!
Nach einem starken Auftakt, u.a. gegen den Top-Favoriten Niederlande kämpften sie im Finale leider erfolglos gegen die USA - da flossen dann doch ein paar Tränen. Doch Kopf hoch, denn es gibt Silber!
Mit dabei:
JOHANNA WELIN
Schon 2012 in London konnte Johanna Welin (32, RBB München) mit den Rollstuhlbasketball-Frauen Gold holen.
Beim Rollstuhl-Basketball mag sie vor allem, dass Rollstuhlfahrer gemeinsam mit Fußgängern spielen können - im Spiel sind damit alle auf Augenhöhe und es gibt (fast) keine Unterschiede!
Seit 2011 spielt sie in der deutschen Nationalmannschaft. Mittlerweile ist sie Mutter und schafft es Kind, Basketball und ihr Medizinstudium unter einen Hut zu kriegen.
LAURA FÜRST
Mit ihren 25 Jahren war Laura Fürst (RBB München) mit die jüngste bayerische Athletin in Rio.
"Wenn man sieht, was für große Möglichkeiten vor einem liegen, dann will man sie auch nutzen."
ELKE PHILIPP
Elke Phillipp (52, RuFV Chiemgau) und ihr 16-jährigen Hannoveraner-Wallach Regaliz zeigen sich als eingespieltes Team und dürfen sich mit der deutschen Equipe über Silber freuen! Mit 147,609 Punkten erzielte sie die beste Wertung der deutschen Mannschaft. In der Einzelwertung verpassen sie knapp die Bronzemadaille.
ANKE MOLKENTHIN, SUSANNE LACKNER
Anke Molkenthin (54, Schleißheimer Paddelclub) und Susanne Lackner (37, Ruderclub Vilshofen 1913) rudern mit dem deutschen LTA-Mixed Vierer (plus Steuerfrau) beim Finale in Rio auf den vierten Platz. Das deutsche Quartett übertrifft damit ihre eigenen Erwartungen!
Im Kanu-Halbfinale konnte Anke leider nicht den Finaleinzug erreichen. Sie war erst kurz vor den Paralympics nachgerückt und hatte den Doppelstart vom Rudern in den Knochen.
Manchmal ist auch ein wenig Pech dabei.
So musste die Herrenmannschaft im Rollstuhlbasketball mit Sebastian Magenheim (27, USC München) starke Nerven beweisen und sich schon in den Vorrundenspielen richtig reinhängen. Am Ende reicht es leider nur für den 8.Platz.
Maik Szarszewski (44, SC Vöhringen) muss sich beim Bogenschießen im Achtelfinale Mannschaft gegen die Mongolei geschlagen geben.
Im Sportschießen haben es Josef Neumaier und Norbert Gau (10m Luftgewehr) leider nicht ins Finale geschafft. Sie erreichten die Ränge 12 und 13. Eine zweite Chance gab es nochmal im Dreistellungskampf. Doch nach einem guten Start gibt es auch hier kein Happy End für Neumaier, der 2012 in London Bronze holen konnte, sondern den elften Platz.
Lena Kramm (19, BSV München), die jüngste bayerische Athletin, verlor in der Tischtennis-Vorrunde gegen zwei starke Gegnerinnen. Dennoch war es ein großer Erfolg für sie dabei gewesen zu sein - durch den Ausschluss der russischen Athleten wurde Lena im letzten Moment nachnominiert und war damit als deutlich jüngste bayerische Sportlerin am Start.
Annke Conradi (50, SC Regensburg) schwamm die 100m Freistil in 2:28,57 Minuten und landete damit auf Platz zehn. Für sie sind es schon die sechsten Paralympics, sie konnte bereits jede Menge Erfolge sammeln.
Fazit
Auch wenn nicht immer die erhoffte Medaille dabei war haben die bayerischen Athleten eine tolle Leistung gezeigt! Wir sind stolz auf erfolgreiche und stimmungsvolle Sommerspiele und bedanken uns auch bei den brasilianischen Fans, die mit dazu beigetragen haben, dass diese Paralympics uns noch lange im Gedächtnis bleiben werden.
Bayerischer Athleten, die nicht für einen bayerischen Verein gestartet sind:
BIRGIT KOBER
Sie stieß die Kugel im sechsten Versuch auf 11,41 Meter! Schon 2012 in London holte Birgit Kober (45, TSV Bayer 04 Leverkusen) Gold, damals jedoch noch in der sitzenden Kategorie, jetzt in der stehenden. Wir freuen uns, dass sie nach den Spielen zurück in ihre Heimat Bayern wechselt.
THOMAS SCHMIDBERGER (24, Borussia Düsseldorf) und THOMAS BRÜCHLE (40, SV Deuchelried) gewinnen als Team Silber im Tischtennis. Auch im Einzel konnte SCHMIDBERGER sich über Silber freuen.
FRANZISKA LIEBHARDT (34, TSV Bayer 04 Leverkusen) gewinnt Gold im Kugelstoßen mit einem neuem Weltrekord von 13,73 m.







Bilder: DBS / Oliver Kremer, Binh Truong, Ralf Kuckuck