Inklusives Kajakwochenende in Oberschleißheim und am Ammersee

Inklusives Kajakwochenende in Oberschleißheim und am Ammersee

Bericht über das inklusive Kajakwochenende mit Eindrücken eines 11-jährigen Teilnehmers.

Am Anreisetag zum inklusiven Kajakwochenende, das vom 1. Inklusiven Kanuzentrum Augsburg unter der Leitung von Bruno Seidl und Tine Wilholm in bewährter Manier ausgerichtet wurde, traf man sich im Unterkunftsgebäude des Leistungszentrums für Rudern und Kanu in Oberschleißheim bei München. Die Olympiaregatta-Anlage bietet gerade auch für Kanuanfänger optimale Bedingungen, in die Sportart hinein zu schnuppern oder erste Kenntnisse zu verbessern. Und so nahmen 15 TeilnehmerInnen mit und ohne Behinderung an der voll ausgebuchten inklusiven Veranstaltung teil.
Am Samstag wurden auf der Regattaanlage die Grundlagen für das Kajakfahren geschult, bevor man am Sonntag zu einer gemeinsamen Kajakfahrt auf dem Chiemsee aufbrach.
Im folgenden Erlebnisbericht beschreibt Noel (11 Jahre, Rollstuhlnutzer) wie er das Wochenende erlebt hat.
Doch zunächst ein kleiner Prolog seitens seiner Mutter:
"Es war einmal … (so beginnen eigentlich Märchen, aber diesmal auch eine wahre Geschichte) … ein kleiner Junge namens Noel, der in Hamburg so wild auf’s Paddeln war, dass er nach seiner ersten Kanutour abends so lange quengelte, bis er mit dem Paddel im Arm schlafen durfte.

Und jetzt zu Noels Erlebnissen:
"Jahre später meldete meine Mutter uns (sich selbst, meine Schwester und mich) zum Kajakkurs in Oberschleißheim an. Der Wetterbericht versprach ein Super-Sommerwetter - beste Voraussetzungen für ein Wochenende auf der Olympia-Regattastrecke und eventuell auch auf dem Ammersee.
Es fing klasse an: Die Zimmereinteilung von Tine war genial. Ich war mit einem anderen Teilnehmer in einem Zweibettzimmer. Endlich ohne Muttern!! Nach dem Abendessen ging ich Schwimmen und spielte in der Sporthalle Rollstuhlbasketball - es waren sogar Basketballrollstühle da! Ein Traum, denn inzwischen spiele ich total gerne Basketball!
Am Samstagmorgen begann unser erster Paddeltag. Die Gruppen- und Bootseinteilung gelang Tine genauso gut wie die Zimmeraufteilung! Ich saß vormittags mit Dominik, einem Nachwuchs-Übungsleiter, im Zweier und paddelte in einer Jugendgruppe mit. Meine Mutter durfte beim "Kaffeekränzchen" mitpaddeln … und war außer Sichtweite! Es machte total viel Spaß, die ganze Regattastrecke rauf und runter zu paddeln. Nachmittags ging es in der gleichen Gruppenzusammensetzung nochmal auf’s Wasser. Nach der morgentlichen Tour traute ich mich in einen Einer. Diesmal gab es deutlichen Gegenwind beim Rückweg. Das war dann doch etwas viel für mich, aber zum Glück war da Werner, der meine Gruppe als Übungsleiter führte und mich sicher zum Steg zurückbrachte. Statt vom Steg aus ins Wasser zu springen, übte ich das Kentern - mit demselben Effekt: Ich kam ins kühlende Nass!
Bei Basketball und Disco abends wurde mir wieder sehr warm. Vorher hatten die vielen helfenden Hände die Boote und Paddel für unsere Kanutour auf dem Ammersee verladen. Und Bruno zeigte, was auch für uns möglich ist: Fotos von seinen Wildwasserfahrten auf der Soca, Meerwasserpaddeln auf dem Mittelmeer vor der kroatischen Küste und ein berühmtes Rennen in Venedig. Faszinierend!

Am Sonntagmorgen ging es direkt nach dem Frühstück los zum Ammersee. Zum Glück hatte meine Mutter meine Sachen eingepackt und sich darum gekümmert, dass wir nachmittags zum Oberschleißheimer Bahnhof gebracht werden. Es hat schon Vorzüge, wenn Muttern dabei ist - so im Hintergrund…
Am Ammersee paddelte ich im Zweier. Meine Gruppe durfte zuerst aufs Wasser gehen und machte sich am Ufer entlang schon mal auf den Weg. Bis alle auf dem Wasser waren und uns irgendwann bei unserem Picknick einholten, dauerte es doch ein ganzes Stück! Viel zu früh kehrten wir um - ich wäre gern über den ganzen See gepaddelt!!! Ein Bad war natürlich noch drin.
Beim Verladen konnte ich leider nicht wirklich helfen. Faszinierend, wie die Boote auf dem Anhänger gesichert werden! Im Biergarten klang das wunderschöne Paddelwochenende aus. Herzlichen Dank an all die Menschen, die mithalfen, dass es für uns so ein unvergessliches Erlebnis wurde!!!
P.S.: Meine Schwester nahm als Erinnerung auch noch selbstgestaltete Lederarmbänder mit. Peter, einer unserer Übungsleiter, hatte seine mobile Lederwerkstatt dabei. Er zeigte uns, wie es funktioniert, Lederarmbänder zu gestalten und half bei den ersten Versuchen. Es sind wunderbare Unikate entstanden!"
Ein großes Dankeschön gilt der Prijon GmbH, die auch in diesem Jahr wieder Kajaks und Paddel für die Durchführung der Veranstaltung zur Verfügung stellte!
Das inklusive Kajakwochenende wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration sowie des BVS Bayern e. V. gefördert.
Text: Zulauf/Muhammad- Humbert /Wilholm
Fotos: Ch. Wilholm / W. Dietrich