Pedalhelden 2021
Alleine Radfahren geht nicht - bei Derny-, Madison- und Tandemsport

Collage aus Derny-, Madison- und Tandemsport

Am Wochenende 12.-13.06.2021 fand sich im Peter-Krauss-Velodrom zu Augsburg eine illustre Gruppe ein, welche sich so nur zu den “Futhuk-Pedalhelden” alljährlich zusammenfindet.

Die Veranstaltung wird ausgerichtet von Bahnradsport Bayern e.V. und gefördert aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales.

Konzipiert ist das Projekt für benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene, die im Rahmen der Jugendhilfe bzw. Werkstätten und Blindeneinrichtungen ihren Lebensalltag bestreiten und zugleich auch für junge Nachwuchssportler/innen aus dem Leistungssport. Es wird seit nun vier Jahren von den beiden Visionären Marcus C. Zimmermann und Stefan Böhm vorangetrieben. Beide organisieren sich seit 18 Monaten im Bahnradsport Bayern e.V. zusammen mit dem Bundestrainer Paracycling, Tobias Bachsteffl.

Die Pedalhelden bedeuten:

24 Stunden im Velodrom Augsburg und 35 Teams/Paarungen, welche in einer Stunde versuchen, durch gute Kommunikation, gegenseitigem Vertrauen und Einfühlungsvermögen, Bewältigung von Angst und erproben des Mutes Runde um Runde hinter sich zu legen, um sich dabei Schritt für Schritt in die Höhe zu schrauben und am Ende vor dem Gesamtkunstwerk zu stehen – als Tandempaar in fast 4 Metern Höhe!

3 fahrende Tandems in unterschiedlichen HöhenTandemfahrer am höchsten Punkt im Velodrom

Geschafft - erledigt die Strecke, die Zeit und sich selbst - Glücklich und erlöst die Anstrengung hinter sich gelassen zu haben. Im Selbstbewusstsein gestärkt, Partnerschaften vertieft und Freunde gefunden - das ist das Erfolgsrezept für jeden Einzelnen und die Wiederholung gibts im nächsten Jahr - den Pedalhelden 2022!

In diesem Jahr fanden Blindensportler/innen von Memmingen bis Nürnberg den Weg nach Augsburg und suchten in individuell zusammengestellten Paarungen durch den Trainer Stefan Böhm ihr persönliches Glück. Anton (68 Jahre) aus Memmingen war im Jahr 2020 das erste Mal dabei, 10 Minuten und dann kam der Kreislauf in die Quere. Sein Ziel dieses Jahr war länger durchhalten und der Wunsch, “den Flug” vom obersten Punkt der Bahn nach unten zu stechen und die Fliehkräfte und Geschwindigkeit noch einmal zu erfahren - wie vor 30 Jahren, als er noch sehend auf Aermacchi Motorrad Rennmaschinen und dem Rennrad die Passstraßen unsicher machte. Dieses Fahrmanöver verlangt einen sehr erfahrenen Tandempiloten – und beeindruckt. Auch Simon, 15-jähriger Leistungssportler, fuhr das erste Mal als Tandempilot mit Blinden. Er hat mit Lasse, 17, aus Nürnberg, die Bahn erobert, gemeinsam geflasht vom Auf- und Ab. Sophie von dem bbs nürnberg angereist freute sich auf weitere Runden im Holzoval. Im letzten Jahr war sie dabei und dazwischen hat sie trainiert - auf bereitgestellten Hometrainern und zu Hause in ihrer Triathlongruppe. Letztere ist eingeschlafen in den langen Monaten der Covid-19 Pandemie und die Freude deshalb groß, dass sie mit Leonie aus München eine gleichaltrige Bahnradsportlerin gefunden hat, die sich auch vorstellen kann, mit ihr einen Leistungssportweg zu gehen: gemeinsames Training, Wettkämpfe und vielleicht langfristig ein großes sportliches Ziel wie die Paralympischen Spiele, Weltmeisterschaften oder Weltcups. Jeder hat seine persönliche Geschichte und jeder seinen individuellen Weg – (Bahnrad-) Sport kann helfen, eigene Wege zu finden und zu gehen.
Neben blinden Sportler*innen waren auch körperlich gehandicapte mit von der Partie. Durch den starren Gang und den mit Riemenpedalen verbundenen Beinen/Pedalen, konnte diese auch motorische Eigenschaften eines gleichmäßigen Rhythmus und Bewegungsablaufs erfahren. Gleichgewichtsstörungen werden durch den Piloten aufgefangen, der den Lenker dann etwas fester in die Hand nehmen muss. Bahnradsport ermöglichen und erfahren und damit Brücken zu bauen bestand auch darin, den Kindern und Jugendlichen aus der ambulanten und stationären Jugendhilfe die Sportart vorzustellen. Hierzu wurden zur besten “Sendezeit” am Samstagabend ein DERNY-Rennen (Paarung aus einem Piloten auf dem Moped und dem Stalker auf dem Rad dahinter) gefahren, bei welchem die Halle nach 2-Takt-Sprit roch, Motorenlärm zu vernehmen war und Geschwindigkeiten bis 70km/h erreicht wurden. Als weitere Teamsportart des Bahnradsport wurde von den Leistungssportlern ein Madisonrennen dargeboten, bei welchem zwei Sportler*innen je ein Team bilden und abwechselnd schnelle Runden absolvieren.

Lose Kontakte führten zu Verabredungen für weiter folgende Sportveranstaltungen. Bahnradsport Bayern e.V. wird bei den nächsten Wettkämpfen regelmäßig auch Tandemevents durchführen. Sportler*innen mit und ohne Handicap mit Interesse an einer regelmäßigen Teilnahme können gerne Kontakt zu uns aufnehmen – zur Einführung kann ein Projekttag vor Ort an einer Blindenschule / Behindertenwerkstatt durchgeführt werden. Kontaktaufnahme über www.bahnradsport.bayern


Tandemfahrer*innen im Velodrom
Tandemfahrer*innen im Velodrom
Tandemfahrerinnen im Velodrom
Tandemfahrerinnen im Velodrom
Zwei Radfahrer im Velodrom
Zwei Radfahrer im Velodrom
Stehende Tandemfahrer*innen
Stehende Tandemfahrer*innen
Schwaben Bahnradsport Rad
Kontakt

Andrea Paggel
Telefon: 0170/4877545
E-Mail: info@bahnradsport.bayern

Die Veranstaltung wird aus Mittel des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.

Logo: Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales