Sichtung der Trainingsgruppe Para Schwimmen
im Westbad Regensburg

Gruppenfoto Trainingsgruppe Para Schwimmer*innen im Westbad Regensburg

Auf Einladung des Schwimmclub Regensburg fand am 10. November eine Sichtung der Para Trainingsgruppe im Westbad Regensburg statt.

Landestrainer Christian Balaun und Sportpsychologin Johanna Dietrich machten sich ein Bild der aktuellen Aktiven und der Trainingsbedingungen.

Zusätzlich führten beide ein Gespräch für künftige NK1 Kader zu Zielen, Motivation und den Entbehrungen im Leistungssport Para Schwimmen.

Kurzbericht: C. Balaun

Nachfolgend der ausführliche Bericht der Mittelbayerischen.

Para Schwimmgruppe wächst und gedeiht

Der Lebenstraum von Paralympicssiegerin Annke Conradi wird wahr

Lange Jahre war Annke Conradi eine Einzelkämpferin. Die 58-jährige, die 2000 in Sydney und 2004 in Athen zweimal Paralympics-Gold gewann, zog im Westbad alleine ihre Bahnen. Jetzt hat sich das geändert: Zehn Para-Schwimmer haben sich in Regensburg gesucht und gefunden. Ein Sextett des Schwimm-Clubs Regensburg (SCR) ist von Freitag bis Sonntag bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften zugange.
Für Anne Conradi geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung. Zumal mit Annalena Tank eine 23-jährige, vor Energie sprühende Trainerin die Verantwortung von Heikle Oehlert übernommen hat, die die Gruppe lange leitete. „Es ist schön zu sehen, wie unterschiedlich meine Sportler rangehen. Wie unterschiedlich ihre Ziele und ihre Vorkenntnisse sind“, sagt Tank. Das Training hilft auch im Alltag. „Wir bekommen Rückmeldungen von Physios, die sagen: Wahnsinn, wie das voranbringen kann. Und gerade die jüngeren lernen viel voneinander.“

Einer im Nationalkader

Neben Conradi, Tank selbst („Die wichtigsten zwei, drei Wettkämpfe schwimme ich mit, ansonsten bin ich Trainerin“) und dem Teamküken Magdalena Schels (Jahrgang 2013) gehören noch Alessia Kollmer, Stephanie Schedl, Leni Fuchs, Johann Peutler, Philip Sauren und Eduard Belser zur Mannschaft. Dazu strebt mitElias de Souza ein Teammitglied an, Schritt für Schritt in Conradis internationale Fußstapfen zu treten und gehört zum Bundeskader. „Er ist gerade unser bester Schwimmer. Sein Ziel ist die Europameisterschaft – und dann will er sich langsam hocharbeiten.“
Die Para-Mannschaft des SCR hat eine kleine Explosion hinter sich. „Bis vor zwei Jahren waren wir zu dritt. Vergangenes Jahr im Frühjahr und Sommer ist dann ein Schwung dazugekommen“, berichtet Tank. Vertreten ist „die komplette Bandbreite“ an Beeinträchtigungen: „Wir haben eine Blinde, zwei Schwimmer mit Lernbeeinträchtigung und die anderen verschiedenste körperliche Einschränkungen wie Querschnitt, Spastiken, Muskelerkrankungen.“ Alterstechnisch geht es von zehn bis 58, das Einzugsgebiet ist nicht auf Regensburg beschränkt. „Einer ist aus NRW hergezogen. Unsere Leute kommen aus Hemau, Maxhütte-Haidhof oder Parsberg , haben bis zu 45 Minuten Fahrzeit zum Training.“

Dreimal die Woche geht‘s ins Wasser im Westbad. „Zweimal ist verpflichtend“, sagt Tank und freut sich. „Wir haben jetzt das erste mal zwei Bahnen zum Training bekommen. Das ist ganz cool.“ Und auch ein besonderes Ziel ist, endlich eigene, komplette SCR-Staffeln stellen zu können. „Bei den Süddeutschen in Februar wollen wir ao das erste Mal antreten“, berichtet Tank.
Selbstredend hat sich soviel Aktivität wie in Regensburg herumgesprochen. Zuletzt weilte der hauptamtliche BVS-Trainer Christian Balaun zu einem Treffen mit den SCR-Schwimmern im Westbad, eine Stützpunkt-Zukunft ist im Gespräch. „Regensburg ist einer von drei Hotspots“, erzählt er. „Nürnberg ist Landesstützpunkt, dazu kommt Immenstadt und der Rest verteilt sich sehr weitläufig in die Fläche. Aber in Regensburg wurde die vergangenen Jahre sehr gute Arbeit geleistet.“

Tendenz steigend

Es geht aufwärts. Mit viel Präsenz und Öffentlichkeitsarbeit versuchen Balaun und Co., auf ihre Angebote aufmerksam machen. „Als ich 2017 das Amt antrat, hatten wir null Kaderschwimmer. Jetzt sind es 16.“ Gemeinsame Veranstaltungen mit den Schwimmvereinen „zeigen Wirkung. Es wird mehr, wir bauen das Schritt für Schritt auf. Klar, es müsste noch mehr gehen, aber das muss wachsen bei Wasserflächen oder hauptamtlichen Trainer. Das braucht eben Geduld.“
Dazu arbeitet Balaun auch mit einer Psychologin zusammen, die in Regensburg gut bekannt ist: Johanna Dietrich spielt bei den Regionalliga-Damen des DJK Sportbund Tischtennis. Sie hatte gezielt den Kontakt gesucht und sagt jetzt: „Im Parabereich kommen noch ein paar Herausforderungen dazu. Aber vieles ist ähnlich. Ich lerne jedenfalls täglich dazu. Für mich ist es immer wieder etwas Neues und sehr bereichernd.“

Bericht und Foto: Claus Wotruba/Mittelbayerische

 
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