Grundlagenarbeit mit Erfolgserlebnis - Kanulehrgang-Behindertensport mit doppeltem Lerneffekt

Grundlagenarbeit mit Erfolgserlebnis - Kanulehrgang-Behindertensport mit doppeltem Lerneffekt

Oberschleißheim. Der „große Sommerlehrgang“ Kanu-Behindertensport hat sich gewandelt: Die Theorie wurde in Teilen zurückgenommen (und dieses Mal eher individuell gelehrt) – die Praxis verstärkt. Der krönende Abschluss: Paddeln auf dem Ammersee! Inmitten der Natur, auf klarem Wasser, Segelboote in der Ferne, die Zugspitze in Sichtweite – noch dazu unter weiß-blauem Himmel. Schöner hätte ein solches Intensiv-Wochenende nicht enden können.

Vom 21.6.-23.06.2013 fand der Kanulehrgang in Oberschleißheim statt. Die Motivation an diesem Lehrgang teilzunehmen, war so vielfältig wie die Teilnehmer selbst. Von "einfach mal ausprobieren" über "Ich bin letztes Jahr schon dabei gewesen, hatte aber danach keine Gelegenheit mehr zu paddeln. Deshalb möchte ich den Lehrgang wiederholen." Hier wurde an der Paddeltechnik gefeilt. Wieder andere wollten lernen, wie alles abläuft, um im eigenen Landes-Kanu-Verband (Sachsen-Anhalt, Niedersachsen) oder im Verein selbst den Kanusport für Menschen mit Behinderung anbieten zu können. Der Sommerlehrgang wurde so gleichzeitig eine Multiplikatoren-Schulung.
Sicherheit hat Priorität
Ebenso unterschiedlich sahen die Anfänge im Kajak aus. Die einen unternahmen erste zarte Versuche im Boot auf der Regattastrecke in Oberschleißheim - erst mit einem Übungsleiter im Zweierkajak, dann im Einerkajak mit und ohne Ausleger. Anfangs noch sehr vorsichtig, dann erschien das Lächeln im Gesicht, und die Sicherheit wuchs. Andere probierten mit Begeisterung die Bootsmodelle aus und wollten sich dann nicht mehr davon trennen … Auch die mitgereisten Betreuer ließen sich schnell vom Paddelvirus anstecken.
Bei allem hatte die Sicherheit oberste Priorität: Schwimmwesten waren gerne akzeptierte Pflicht. Sechs Übungsleiter kümmerten sich um insgesamt 13 Teilnehmer. Sehr kleine und dadurch äußerst effektive Gruppen also.
Kooperationen
Für jeden Aktiven wurde zuerst der Sitz optimal angepasst. Verschiedene Schaumstoffarten leisteten hier wertvolle Dienste. Aber auch wieder Bruno Seidl, Abteilungsleiter Kanusport im Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Bayern (BVS). Wenn es um das Anpassen der Sitze geht, ist er in seinem Element und ruht nicht, bevor alles bis zur 200-prozentigen Perfektion gelöst ist.
Der BVS und der Bayerische Kanu-Verband mit seiner Referentin Behindertensport, Christine Wilholm, sind die Kooperationspartner, die diese Lehrgänge seit 2010 durchführen. Inzwischen hat sich der Deutsche Kanu-Verband mit eingeklinkt, aber auch der Deutsche Rollstuhl-Sportverband, der durch seine Referentin Irmgard Bruck vertreten war. Der Landes-Kanu-Verband Thüringen stellte bereits im zweiten Jahr "Manpower". Präsident Volker Reichel und seine Gattin Kerstin unterstützten den Lehrgang als aktive Übungsleiter im Boot.
Große Flotte
Zu Gast war am Samstag auch eine Gruppe des Domenikus-Ringeisen-Werks in Meitingen mit Sabrina Seidl als Übungsleiterin und Betreuerin.
Jedes Jahr wird für diesen Lehrgang eine große Anzahl Kajaks benötigt. Toni Prijon (Rosenheim) unterstützte den aufstrebenden Bereich Kanu-Behindertensport auch in diesem Jahr wieder, indem er eine große Flotte an sicheren Bootsmodellen kostenlos zur Verfügung stellte.
Parallel zu dieser Schulung für Anfänger und Fortgeschrittene führten die Landestrainer von BKV und BVS, Michael Schmidt und Lars Großkopf, einen Intensivlehrgang für den Leistungssport durch. Drei Trainingseinheiten täglich mit Technikschliff, Starts und Sprints werden in der Zukunft hoffentlich Wirkung zeigen. Bei den Weltmeisterschaften im August gehen Stefan Deuschl (RP Augsburg) und Christian Mathes (Regensburg) an den Start. Und bei den Deutschen Meisterschaften im September wird Bayern wieder ein großes Startfeld aufbieten. Diesmal sogar mit einem V1 (Canadier mit Ausleger), dem neuen Lieblingsboot von Peter Kleinhans.
Text und Fotos: Uschi Zimmermann



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